Dirk Roters hört nach 26 Jahren als Betreuer auf

Kristian van Bentem sprach mit Dirk Roters.

Es heißt ja: Weniger ist manchmal mehr. Wie oft haben Sie sich in der abgelaufenen Abstiegssaison schwarz geärgert, nicht schon im vergangenen Sommer anlässlich des runden Betreuer-Jubiläums aufgehört zu haben?

Roters: Überhaupt nicht. Ich hatte zwar schon vor einem Jahr mit dem Gedanken gespielt, aufzuhören. Aber als der neue Trainer Rolf Kosakowski mich gebeten hat, noch ein Jahr dranzuhängen, habe ich schnell zugesagt. Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn wir jetzt nicht abgestiegen wären. Aber mein Job hat mir trotzdem noch einmal viel Spaß gemacht, und ich war immer noch genauso motiviert wie zuvor.

Warum dann jetzt doch der Abschied?

Roters: Weil ich einfach auch mal Zeit für etwas anderes haben möchte und nicht den Zwang, zum Sportplatz zu müssen – auch wenn ich das immer gerne gemacht habe. Aber jeden Dienstag und Donnerstag Training, Sonntag dann die Spiele – da kommt doch einiges zusammen. Das ist wie ein zweiter Job.

In den 26 Jahren haben Sie viel erlebt. Woran erinnern Sie sich am liebsten?

Roters: Natürlich an die Aufstiege mit dem SV Eggerode. Gleich in meinem ersten Jahr als Betreuer in der Saison 1989/90 haben wir unter Reinhold Janning als Trainer den Sprung in die B-Liga geschafft. Die mussten wir danach zwar das eine oder andere Mal wieder verlassen, aber das bot den Vorteil, dann wieder einen Aufstieg feiern zu können. Wir sind jedenfalls immer wieder zurückgekommen und haben uns seit 2001 in der B-Liga gehalten. Etwas Besonderes waren dort natürlich die Derbys gegen den ASC Schöppingen.

Was bleibt – vom Sportlichen abgesehen – sonst noch haften?

Roters: Viele Freundschaften – auch mit jüngeren Leuten, die ich durch meine Tätigkeit mit der Mannschaft kennengelernt habe. In den 26 Jahren habe ich insgesamt 110 Spieler betreut. Und 1606 Tore unseres Teams miterlebt.

„Ich war nie ein begnadeter Fußballer.“

Dirk Roters

Apropos Tore: Hat es sie nie gejuckt, selber die Fußballschuhe zu schnüren, anstatt mit 17 Betreuer zu werden?

Roters: Nein, ich habe das nie bereut, denn ich war – da bin ich ganz ehrlich – nie ein begnadeter Fußballer. Das hat man auch immer gesehen, wenn ich mittrainiert habe . . .

Ansonsten gab es aber fast nichts, was sie nicht gemacht hätten – sie waren ja wirklich das „Mädchen für alles“: Ansprechpartner für die Mannschaft, Organisator von Mannschaftsfahrten, Getränkewart, Spielberichte ausfüllen, Sanitäter, ehrenamtlicher Helfer im Verein . . . Irgendwas vergessen?

Roters: Ja! Ich war auch Linienrichter – bei Sonne, Regen und Schnee. Und ich habe die Strafgelder für die Mannschaftskasse eingetrieben – unerbittlich und mit großer Freude (lacht).

Dann wird der eine oder andere ja sicher froh sein, dass er Sie endlich los ist . . .

Roters (grinst): Och, es gab da schon einige große Gönner für die Mannschaftsfahrten. Und manche wollten auch mal mit mir über die Strafgelder diskutieren – ohne Erfolg. Aber im Ernst: Jeder wusste ja auch, dass es letztlich der Mannschaft zugute kommt.

Manche Spieler hoffen jetzt sicher auch auf eine Verschnaufpause, wo der Quälgeist weg ist, der sie in den vergangenen Jahren regelmäßig bei den Laufeinheiten gescheucht hat . . .

Roters (schmunzelt): Ja, da war ich auch immer sehr motiviert und bin mit 43 Jahren bei einigen Jüngeren immer noch vorweggelaufen. Aber die sollen sich nicht zu früh freuen: Mit meinen Nachfolgern – Sebastian Roters, Patrick Bastos und Hendrik Hölscher – wird das sicher auch kein Zuckerschlecken.

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„Nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, sondern auch über manches hinweghören – damit bin ich gut gefahren.“

Dirk Roters

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hen Rat geben sie diesem Trio mit auf den Weg?

Roters: Sie sollten auf jeden Fall nicht jedes Wort, das von den Spielern kommt, auf die Goldwaage legen, sondern auch über manches hinweghören. Damit bin ich gut gefahren. Andererseits ist es als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer ganz wichtig, gut hinzuhören, um Stimmungen mitzubekommen. Als Betreuer weiß man oft mehr als der Trainer – und das ist auch gut so. Man muss aber das Gefühl dafür entwickeln, was man weitergibt und was nicht.

Ihre Frau ist sicher froh, dass sie künftig mehr von Ihnen mitbekommt . . .

Roters: Das schon, aber für sie war das nie ein Problem. Sie hätte sicher auch nichts dagegengehabt, wenn ich weitergemacht hätte. Und ganz bin ich ja schließlich auch nicht weg. Als Mitglied im erweiterten Fußball-Vorstand werde ich weiter die Entwicklung verfolgen. Und wenn etwas ansteht, darf man mich immer gerne fragen.