Kein Verständnis für Eile und Hektik

Kreisvorsitzender Bernd Rengshausen (Coesfeld) betonte zu Beginn der sehr gut besuchten Veranstaltung, dass es darum gehe, den Vereinen Informationen zu geben, um eine ergebnisoffene Diskussion zu führen. Rengshausen: „Willensbekundungen sind erwünscht, eine Entscheidung in dieser Frage ist heute aber nicht beabsichtigt.“

Rengshausen, selbst Mitglied einer von sechs Arbeitsgruppen (AG) des Verbandes, die den Fußball-Entwicklungsplan vorantreiben sollen, berichtete vorab von seinen Erfahrungen in der AG. Mit dem dort erzielten Ergebnis zeigte er sich nicht einverstanden, sondern eher überrumpelt: „Es ist vieles an-, aber wenig zu Ende gedacht worden“, kritisierte er, während den Vereinsdelegierten in Legden das „Projekt Zukunft“ mittels Powerpoint-Präsentation vorgestellt wurde. Insbesondere das Tempo missfällt Rengshausen: „Das Ganze wird jetzt brutal übers Knie gebrochen. Dabei reden wir über Dinge, die meiner Meinung nach unbedingt Zeit brauchen.“ Zugleich verdeutlichte der Kreisvorsitzende, dass er grundsätzlich an einer neuen Struktur nichts auszusetzen habe: „Wenn dann die notwendigen Schritte in der richtigen Reihenfolge getätigt und alle Konsequenzen bedacht werden – aber nicht in diesem Tempo.“

Immerhin hat der FLVW geplant, schon im kommenden Jahr auf einem außerordentlichen Verbandstag über die Reduzierung von jetzt 33 auf dann 26 Kreise abstimmen zu lassen. Die neue Kreisstruktur soll danach ab 2013 den Grenzen der kommunalen Kreise und kreisfreien Städte in Westfalen entsprechen (wir berichteten über dieses Vorhaben). Entstehen würden so auch die Fußballkreise Borken mit 50 Vereinen (28 aus dem jetzigen Bereich Ahaus und 22 aus Borken) sowie Coesfeld (34 Vereine). Wobei die Vereine aus Bocholt, Rhede und Isselburg aber nicht dem Kreis Borken zufallen würden: Sie spielen in einem anderen Verband (Niederrhein).

Diskutiert wurde prompt, ob der vergleichsweise kleine Kreis Coesfeld so überlebensfähig sei. Es wurde angezweifelt, dass Coesfeld das sportliche Niveau halten könne. Thema war auch, ob der noch zu gründende Kreis Borken sodann mit Coesfeld fusionieren solle. Das Argument, dass durch die Neuaufteilung der Kreise die Zusammenarbeit mit Stadt- und Kreissportbünden besser werde, fand hingegen wenig Beachtung.

An kritischen Stimmen mangelte es in Legden nicht: „Passiert das alles im Sinne der Vereine oder nur des Verbandes?“ „Beschleunigt diese Reform nicht sogar den demografischen Wandel, wenn die Fahrten immer weiter werden?“ „Das ist ein irrsinniger Plan. Alles ist längst beschlossen, auch wenn man uns das nicht wissen lässt.“ Wobei die Verbandsoberen bislang immer beteuerten: „Wir haben eine Arbeitsgrundlage, aber keinen Beschluss vorliegen.“

Eine solche Diskussionsgrundlage hat sich mittlerweile auch der heimische Kreisvorstand verschafft. Er holte kurzfristig die Meinungen vom Kreisjugend-, Kreisschiedsrichter-, Kreisfußball- und Kreisleichtathletikausschuss ein.

Ingo Röschenkemper (Osterwick) betonte, dass „ein Sportkreis Coesfeld für uns Leichtathleten zurzeit funktionieren würde“. Eine Abspaltung des Nordkreises Ahaus würde für die dortigen Vereine aber einen großen Rückschritt bedeuten. Auch der Kreisläufercup, von Westfalia Epe mitorganisiert, sei dann gefährdet.

Deutlich die Ablehnung aus dem Lager der Fußballer, begründet durch Klaus Pechacek („Die vorgesehene Reform wird die seit über 50 Jahren bewährte Situation im Kreis Ahaus/Coesfeld komplett zerschlagen.“), Werner Kumbrink („Der Wegfall von durchschnittlich 64 Prozent des derzeitigen Bestandes an Mannschaften von 31 Vereinen des nördlichen Bereichs wird für den Kreis Coesfeld durch die Ergänzung von Mannschaften aus dem Bereich Lüdinghausen nicht kompensierbar sein.“) und Willy Westphal („Bei diesem knappen Zeitfaktor ist es mehr als unwahrscheinlich, dass diese Aufgabe qualitätssichernd abgeschlossen werden kann. Eigentlich unverständlich, warum in dieser Eile neue Strukturen geschaffen werden müssen. Noch fehlt die Transparenz, die unser Verband hoffentlich bald schafft.“) Damit forderte Westphal, nun auch Mitglied einer vom Verband eingesetzten Task Force, die für die Reform Verantwortlichen auf, „Menschen, Vereine und ehrenamtliche Mitarbeiter auf allen Ebenen, im Sinne einer zukunftsorientierten Lösung mitzunehmen und zu überzeugen“.

Dazu passt auch die in Legden geäußerte Anregung, der Verband möge die Vereine per Befragung im Internet miteinbeziehen.

Ein Fragebogen wurde tatsächlich schon während des Infoabends verteilt – herausgegeben aber vom Kreis Ahaus/Coesfeld. Bis Mitte Dezember will sich der Kreisvorstand ein genaues Bild von der Stimmung an der Basis machen, um genau diese Interessen in der Verbandszentrale in Kamen-Kaiserau vertreten zu können.

Abschließend betonte Rengshausen nochmals: „Die Strukturreform muss überzeugend sein. So ist sie es noch nicht und kann sie es in dieser Eile und Hektik auch nicht werden.“

VON STEFAN HOOF, GRONAU