Der Gegenwind, der schon bei der Infoveranstaltung des Fußball- und Leichtathletikkreises Ahaus/Coesfeld im November in Legden dem Kreisvorsitzenden Willy Westphal (Senden) ins Gesicht blies, verstärkt sich: Nach den acht Dülmener Fußballclubs, die sich vehement gegen die Spielklassenstrukturrefom inklusive der Einführung einer eingleisigen A-Liga aussprechen, kündigen auch fünf Vereine aus der Ahauser Staffel Widerstand gegen diese Pläne an.
„Die vom Kreisvorstand angedachte Spielklassenstrukturreform der Kreisligen in Ahaus und Coesfeld werden wir nicht hinnehmen” – in ersten Gesprächen haben sich die Fußballvereine aus Oeding, Wessum, Ammeloe, Lünten und Legden zusammengeschlossen, um die anderen Vereine im Nordkreis zu mobilisieren, sich gegen die geplante Reform zur Wehr zu setzen.
„Mit großem Interesse verfolgen wir Vereine die Berichterstattung und die Darstellungen, vor allem des Kreisvorsitzenden Willy Westphal. Wie kann man nur gegen den Willen aller in Legden anwesenden Vereine diese Spielklassenstrukturreform durchsetzen wollen?”, fragen sich Burkhard Kiss, Thomas Vöcker, Martin Rietfort, Kurt Jost und Heinrich Nagenborg als Seniorenabteilungsleiter der Clubs FC Oeding, Union Wessum, GW Lünten, SuS Legden und SF Ammeloe.
Alle von den anwesenden Vereinen vorgebrachten Argumente scheinen in den Augen der Verantwortlichen „Schall und Rauch” zu sein, meinen sie.
Da werde von einem „zunehmenden Qualitätsverlust” gesprochen, dem man entgegentreten wolle. Die Zahl der in der Bezirksliga angesiedelten Vereine sei „stark reduziert”. Und all das soll auch noch dem demografischen Wandel entgegentreten, führen sie in der Erklärung auf. Es werde von einer unbefriedigenden Lösung gesprochen, dass die beiden Meister der jeweiligen Kreisligen aus Ahaus und Coesfeld nicht direkt aufsteigen dürfen, sondern erst ein Entscheidungsspiel gegeneinander auszutragen haben und nur der Sieger direkt aufsteigt. Der Verlierer muss in einem weiteren Spiel gegen den Meister aus Lüdinghausen den zweiten Aufsteiger ermitteln.
Die fünf Vereine aus der Ahauser Kreisliga-Staffel führen dagegen an: Die Fahrtkosten würden bei einer Reform und einer eingleisigen A-Liga deutlich steigen, die fehlenden Lokalderbys im Nord- und Südkreis würden wegen fehlender Zuschauer und Eintrittsgelder Löcher in die Vereins-Haushalte reißen.
Auch das Argument des Kreis-Vorstands, dass es ab sofort nur noch 1,5 Aufsteiger pro Jahr in die Bezirksliga geben werde, könnte bereits in zwei Jahren überholt sein: „Also eine Kreisstrukturreform, die in zwei Jahren vielleicht schon wieder hinfällig ist? Die Folge wird ein Sterben der kleinen Vereine sein. Keine Lokalderbys, keine Vereinsheime, keine Fußballer. Sieht so eine Reform aus?”, fragen die Club-Vertreter.
Oder seien die wirklichen Gründe doch ganz andere? Solle durch die eingleisige Kreisliga A, wie schon einmal angedacht, ein Auseinanderbrechen der Kreise Ahaus und Coesfeld verhindert werden, geben sie zu bedenken.
„Wir sind der Meinung, dass 50 von 50 Teilnehmern bei der Veranstaltung in Legden, die gegen diese Reform waren, repräsentativ genug sind”, erklärt das Vereins-Quintett. „Und diesem Votum werden wir mehr Nachdruck verleihen, indem alle Vereine des Nordkreises angeschrieben werden, an einem wirklichen Treffen der Vereine teilzunehmen, wo man die Vor- und Nachteile so einer Reform diskutiert und eventuell andere Lösungswege finden kann, als die vorgefertigten Folien des Kreisvorstandes”, kündigen die Vereinsvertreter an.
Dabei gehe es selbstverständlich nicht nur um die Vereine, die momentan in der Kreisliga A spielen, sondern um alle Vereine des Nordkreises.
Artikel aus den Streiflichter vom 18.12.2013 zu dem selben Thema
Unverständnis für Strukturreform
Gemeinschaft der Dülmener Fußballvereine verfasst Schreiben an Kreisvorstand
Kreis Coesfeld. Nachdem am 24. November in Legden auf der Informationsveranstaltung eine deutliche Ablehnung gegen die geplante Strukturreform der Kreisliga A des Kreisvorstandes wahrzunehmen war, wurde auf dem anschließenden Treffen der „Gemeinschaft der Dülmener“ Fußballvereine einstimmig beschlossen, einen Vorschlag an den Kreisvorstand von seitens „der Basis“ zu formulieren und das Unverständnis über die offensichtlich ignorante Missachtung der Vereinsmeinungen und darüber hinaus die abfälligen Äußerungen („Bierbäuche in der Kreisliga A“, die Streiflichter berichteten) kund zu tun und um eine sachliche Fortführung der Diskussion zu bitten.
Tobias Kollenberg (TSG Dülmen), Berni Langener (Brukteria Rorup) und Andre Schürmann (DJK Rödder) haben die von der Gemeinschaft der Dülmener Fußballvereine erarbeiteten Punkte inhaltlich ausgearbeitet und Schreiben an den Kreisvorstand und an die Fußballvorstände der von einer möglichen Reform betroffenen Vereine formuliert.
Hier das Schreiben an den Kreisvorstand:
Sehr geehrter Herr Westphal, sehr geehrte Damen und Herren des Kreisvorstandes Ahaus/Coesfeld im FLVW
Nach wie vor herrscht in ihrem Kreis unter den Fußballvereinen der Kreisligen vollkommenes Unverständnis, aufgrund der Tatsache, dass sie offenbar fest entschlossen sind, eine Kreisstrukturreform gegen den ihnen spätestens seit dem 24. November bekannten Widerstand der Vereine der Fußballkreise Ahaus und Coesfeld durchsetzen zu wollen.
Anders kann das vehemente Werben für die Strukturreform, welche als wesentlichen Bestandteil die Zusammenlegung der Kreisligen A Ahaus und Coesfeld vorsieht, nicht gedeutet werden.
Sinn dieses Schreibens ist es, Ihnen noch einmal klar vor Augen zu führen, dass eine geplante Strukturreform in der von Ihnen beabsichtigten Form von allen unten aufgeführten Vereinen, entschieden abgelehnt wird.
Wie Sie der Unterstützerliste entnehmen können, wäre eine Reform, wie von Ihnen beabsichtigt, vollkommen konträr zu den Anliegen der durch Sie zu vertretenden Vereine.
„Stures Beharren und
festgelegte Meinungen“
Uns erschließt sich in keinster Weise, wieso ein solch stures Beharren auf offensichtlich schon festgelegten Meinungen besteht. Sie, Herr Westphal, selbst haben im Sommer betont, die „Vereine mit ins Boot“ nehmen zu wollen. Offensichtlich liegt Ihnen hieran mittlerweile rein gar nichts mehr. Anders ist die Benennung von Paragraphen (§39 Abs. 2 Spielordnung VFLV) und dem richtigen Verweis, dass nur der Vorstand auch ohne Mitsprache der Vereine über die Reform entscheiden kann, als Entscheidungsbegründung nicht zu erklären.
Wir können Ihre Motivation einer Kreisstrukturreform nicht nachvollziehen und sehen hier auch nur bedingt eine Notwendigkeit.
Nach wie vor stehen wir aber konstruktive(re)n Lösungsvorschlägen offen gegenüber. Denn selbstverständlich ist die jetzige Aufstiegsregelung in der Tat sportlich gesehen unfair. Wir möchten hier auch nicht die Sachebene verlassen und verweisen auf das Schreiben der Dülmener Fußballvereine, in welchem diese sich schon frühzeitig sachlich, unter Nennung nachvollziehbarer Gründe, insbesondere gegen eine Zusammenlegung der Kreisligen A Ahaus und Coesfeld, ausgesprochen haben. Um Wiederholungen zu vermeiden, übersenden wir dieses Schreiben noch einmal mit.
Ebenso erwarten wir aber auch von Ihnen in der Sache rational zu bleiben und nicht von „Bierbäuchen in der Kreisliga A“ zu fabulieren, welche eine Zusammenlegung nötig machen würde. Wie sie sich sicher denken können, Aussagen, die nicht wenigen sehr sauer aufgestoßen sind.
Weshalb die Zusammenlegung einer einheitlichen Kreisliga A Ahaus – Coesfeld abgelehnt wird, ist Ihnen bekannt.
„Die Eltern hat
keiner gefragt“
Ergänzend möchten wir noch darauf verweisen, dass es richtig ist, dass in der Jugend schon gemeinsam in einer Liga gespielt wird. Gefragt hat hier die Eltern aber auch keiner, wie groß die Begeisterung ist für die Sprösslinge, auch unter der Woche, Entfernungen von teils an die 50 Kilometer pro Weg in Kauf zu nehmen. Sie können sich vorstellen: Die Begeisterung hält sich in engen Grenzen.
Hinzu kommt, dass es mitnichten so ist, wie von Ihnen behauptet, dass die Aufsteiger der Kreisligen A Ahaus und Coesfeld in der Bezirksliga nicht mithalten könnten, weil das Niveau in den beiden Kreisligen nicht ausreichend ist.
Eine ganze Reihe von Aufsteigern in den letzten Jahren belegen genau das Gegenteil (beispielsweise SV Gescher als Aufsteiger 2012 oder SF Merfeld als Aufsteiger 2013). Hier reicht schon alleine ein Blick in die Statistik, die zeigt, dass „unsere“ Aufsteiger sehr wohl überwiegend eine gute Rolle in der Bezirksliga spielen können.
Das Niveau der jetzigen A Ligen Ahaus und Coesfeld lässt sich objektiv nur schwer messen. Da wir aber alle regelmäßig aufgrund unserer ehrenamtlichen Tätigkeiten auf den Sportplätzen unserer Ligen zu finden sind, ist die subjektive Wahrnehmung eine ganz andere. Die Spielstärke hat in den letzten Jahren wieder erheblich zugenommen. Nicht zuletzt auch wegen der Reform der Bezirksligen, die eine große Anzahl von gefühlten „Bezirksligisten“ in die jeweiligen A-Ligen gespült hat.
Da wir durchaus Interesse an einer Verbesserung der Strukturen haben, erklären wir uns mit folgenden Veränderungen sehr wohl einverstanden oder schlagen diese sogar vor:
• Sie, Herr Westphal beklagen, dass die Saison durch diverse Relegationsspiele in die Länge gezogen wird. Dieses Problem könnte man durchaus einfach lösen, indem man das Torverhältnis als Entscheidungshilfe über Auf- und Abstiege wieder mitzählt. Es ist im übrigen eh in unseren Augen nicht nachvollziehbar, warum in der Bezirksliga das Torverhältnis mit entscheidet, in den Kreisligen jedoch nicht. Schließlich sagt auch die Anzahl der geschossenen und erhaltenen Tore über die ganze Saison etwas über die Leistungsstärke der jeweiligen Mannschaften aus.
• Unserer Ansicht nach könnte die Wiedereinführung einer Kreisliga D im Kreis Coesfeld auch zu einer Verbesserung der sportlichen Qualität ab der C-Liga führen, was im optimalen Fall auch sportlich positive Auswirkungen auf die A- und B-Liga hätte. Hier sind wir mit Ihnen einer Meinung, dass die Wiedereinführung einer Kreisliga D von Vorteil wäre.
• Hierdurch bedingt sollte es auch zu klaren Auf- und Abstiegsregelungen von der Kreisliga D bis zur Kreisliga A kommen. Ein Relegationsspiel zum Beispiel zwischen den jeweils Zweitplatzierten der Kreisligen C entfiele.
„Unberücksichtigte
Überlegungen“
Gänzlich unberücksichtigt in all den Überlegungen blieb, ein wenig verwunderlich in unseren Augen, die Zukunft des Fußballkreises Lüdinghausen, der ja nur einen halben Aufsteiger stellt, mit in alle Überlegungen einzubeziehen.
Wir wollen auf keinen Fall die einzelnen Fußballkreise gegeneinander ausspielen, nur scheint es in unserem Interesse schon legitim, darauf zu verweisen, dass es unverständlich ist, hier zwei größere Kreise zu zerschlagen, um einen kleineren Kreis „am Leben zu halten“.
Zudem wird auch im Fußballkreis Lüdinghausen bereits über Alternativen zur bestehenden Struktur nachgedacht. Im Rahmen des Kreistages des Kreises Lüdinghausen wurden hier auch offen Szenarien durchgespielt, wie eine Aufteilung/Reform aussehen könnte. Ganz objektiv betrachtet dürfte der Handlungsdruck, hier Veränderungen vorzunehmen im Kreis Lüdinghausen größer sein, als in unserem Kreis Ahaus – Coesfeld.
Sollte es, wie schon öfter zumindest angedacht, zu einer Angliederung des Fußballkreises Lüdinghausen an die politischen Kreise kommen, so wird eine möglicherweise zuvor getätigte Zusammenlegung der Kreisligen A Ahaus und Coesfeld vollkommen ad absurdum geführt.
Im schlimmsten Falle dürfte dann ein Verein wie Ascheberg z.B. nach Ellewick fahren, was eine einfache Entfernung von sage und schreibe 97 km bedeuten würde.
Wir möchten noch einmal betonen, dass wir Strukturreformen in unseren Ligen nicht pauschal ablehnend gegenüber stehen. Hierüber ließe sich auch sicherlich Konsens erzielen.
Einer Zusammenlegung der Kreisligen A Ahaus und Coesfeld stehen wir allerdings eindeutig ablehnend gegenüber. Wir erhoffen und erwarten sogar, dass von einem demokratisch gewählten Gremium unsere Ansichten ernst genommen und berücksichtigt werden.
Liste der unterstützenden Vereine:
Adler Buldern
Brukteria Rorup
DJK Rödder
DJK Dülmen
Grün- Weiß Hausdülmen
Sportfreunde Merfeld
TSG Dülmen
Vorwärts Hiddingsel